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Die AKV Insolvenzstatistik 1. Quartal 2024

Einleitung

Wie wir in unserer Statistik für das Gesamtjahr 2023 berichtet haben, haben die 7 im Jahr 2023 in Österreich eröffneten Insolvenzen aus dem SIGNA-Konzern zu einem in der österreichischen Insolvenzpraxis noch nie da gewesenen explosionsartigen Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten auf EUR 13,97 Mrd. geführt. Wir sind dabei von den in den Anträgen angegebenen Verbindlichkeiten ausgegangen. Tatsächlich liegen die angemeldeten Forderungen sogar über diesen Werten.

Die weiteren im 1. Quartal 2024 eröffneten Insolvenzen rund um den SIGNA-Gründer Rene Benko prolongieren diese Entwicklung passivseitig auch im heurigen Jahr.

Der Mix aus Inflation mit gestiegenen Energiepreisen und Kreditzinsen, aus rückläufigen Bauvolumina und Immobilieninvestments, einer gedämpften Kreditnachfrage sowie fehlendem Wirtschaftswachstum treibt nicht nur die Insolvenzzahlen in exorbitante Höhen, sondern zunehmend auch größere und am Markt etablierte Unternehmen mit mehreren hundert Arbeitnehmern in die Insolvenz. So ist nicht nur die Anzahl der durch eröffnete Insolvenzen betroffenen Dienstnehmer um 63,95 % auf 5.294 Arbeitnehmer gestiegen, sondern vor allem die weiteren SIGNA-Insolvenzen haben zu einem explosionsartigen Anstieg der Passiva um mehr als das Vierfache auf fast EUR 2,2 Milliarden im 1. Quartal 2024 geführt.

Bereits im Jahr 2023 haben die eröffneten Privatkonkurse um 8,17 % zugenommen und dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2024 fort. So sind im 1. Quartal 2024 die eröffneten Privatinsolvenzen um 7,46 % auf 2.335 Schuldenregulierungsverfahren gestiegen. Damit liegt man annähernd wieder auf dem Niveau vor der Pandemie, nachdem im Gesamtjahr 2019 noch 9.497 Privatkonkurse eröffnet wurden.

Im Detail haben sich im 1. Quartal 2024 die Firmen- und Privatinsolvenzen österreichweit wie folgt entwickelt:

Firmeninsolvenzen

1. Quartal 2024  2023 +/-
Eröffnete Insolvenzverfahren 1.091 808 + 35,02 %
Verfahrensabweisungsbeschlüsse 686 539 + 27,27 %
Firmeninsolvenzen gesamt 1.777 1.347 + 31,92 %

Die eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nicht nur um unglaubliche 35,02 % über dem Vorjahreswert, sondern es handelt sich auch um einen Höchstwert der letzten 15 Jahre.

Wie bereits einleitend ausgeführt sind die Steigerungsraten in vielen Bundesländern alarmierend. So haben sich die eröffneten Firmeninsolvenzen in Vorarlberg verdoppelt, in Oberösterreich haben sie um 79,45 %, in Kärnten um 72,97 % und in Wien um 53,46 % zugenommen. Entgegen dem österreichweiten Trend haben Salzburg (- 9,84 %) und Tirol (- 2,27 %) Rückgänge zu verzeichnen, wie nachstehende Tabelle und Grafik zeigen:

Eröffnete Firmeninsolvenzen

1. Quartal 2024 2023 +/-
Wien  399 260 + 53,46 %
Niederösterreich  208  178 + 16,85 %
Oberösterreich  131  73 + 79,45 %
Salzburg  55  61 – 9,84 %
Tirol  43  44 – 2,27 %
Vorarlberg  28  14 + 100,00 %
Burgenland  39  32 + 21,88 %
Steiermark  124  109 + 13,76 %
Kärnten  64  37 + 72,97 %
Gesamt 1.091  808 + 35,02 %

Weiterhin auf hohem Niveau bewegen sich die Insolvenzabweisungen mangels Masse. Im 1. Quartal 2024 erfolgte eine Zunahme um 27,27 % auf 686 Abweisungsbeschlüsse. In diesen Fällen wird auf Grund des fehlenden Vermögens gar kein formelles Insolvenzverfahren eröffnet.

Antragsstellungen

In den Statistiken der letzten Jahre hat der AKV eine zunehmende Verlagerung der Insolvenzeröffnungen von Eigen- zu Gläubigeranträgen aufgezeigt. Im Jahr 2022 wurde nur circa ein Drittel (34,62 %) der Firmeninsolvenzen über eigenen Antrag der schuldnerischen Unternehmen eröffnet. Auch diesbezüglich lässt sich wie im Jahr 2023 erfreulicherweise nunmehr wieder eine gegenteilige Entwicklung feststellen, nachdem für das 1. Quartal 2024 folgende Konstellation gegeben ist:

 
Eigenanträge 510 46,75 %
Gläubigeranträge 581 53,25 %
Gesamt 1.091 100,00 %

Mehrheitlich sind leider weiterhin die Insolvenzeröffnungen nicht auf Initiativen der schuldnerischen Unternehmen, sondern auf Gläubigeranträge zurückzuführen.

Entwicklung in den letzten Monaten

Die Entwicklung in den einzelnen Monaten zeigt die folgende – auch interaktiv abrufbare – Grafik, wobei wir in diesem Zusammenhang auf unsere zahlreichen interaktiven Grafiken auf unserer Website hinweisen. Auch diese Grafik zeigt, dass wir uns auf dem Weg zu einem „Rekordpleitenjahr“ bewegen.

Nachdem das Gesamtjahr 2023 von Großinsolvenzen im Handel und Immobilienbereich geprägt war, haben sich die Gesamtpassiva schon im Jahr 2023 auf EUR 13,9 Milliarden mehr als versechsfacht (+ 509,7 %) und zudem ist im Jahr 2023 die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze um 54,53 % auf 18.434 gestiegen. Diese Entwicklung hat sich im 1. Quartal 2024 fortgesetzt, nachdem sich die Passiva im 1.Quartal 2024 wiederum fast vervierfacht (+ 322,74 %) haben und die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer um 63,95 % zugenommen hat, wie nachstehende Aufstellungen zeigen:

Gesamtpassiva der eröffneten Unternehmensinsolvenzen

1. Quartal 2024:                  EUR               2.182.699.000,-

1. Quartal 2023:                  EUR                  516.319.000,-

Gefährdete Arbeitsplätze

1. Quartal 2024:                 5.294

1. Quartal 2023:                 3.229

Top 10 Firmeninsolvenzen nach Passiva

Gericht Name Passiva [EUR]
7 S 19/24i Familie Benko Privatstiftung
6020 INNSBRUCK Maria-Thersien-Straße 31
854.190.000,-
38 S 29/24b Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH
1010 WIEN Freyung 3
339.418.000,-
3 S 30/24t PEPCO Austria GmbH
1100 WIEN Gertrude-Fröhlich-Sandner-Str. 2-4
72.100.000,-
14 S 18/24y Brucha Gesellschaft m.b.H.
3451 MICHELHAUSEN Rusterstraße 33
67.000.000,-
28 S 7/24v SIGNA Real Estate Management GmbH
1010 WIEN Freyung 3
62.142.000,-
41 S 17/24h ASAP Production GmbH
9020 KLAGENFURT Schleppe-Platz 8
51.600.000,-
41 S 8/24k ASAP Trading GmbH
9020 KLAGENFURT Schleppe Platz 8
45.800.000,-
71 S 4/24x Windhager Logistik GmbH
5201 SEEKIRCHEN Anton-Windhager-Straße 20
42.288.000,-
9 S 1/24f NBG Fiber Holding GmbH
3950 GMÜND (NÖ) Zweiländerstraße 1
35.119.000,-
4 S 40/24w High Vision Investment HVI GmbH
1020 WIEN Wehlistraße 27B 1/DG/4
35.000.000,-

Top 5 Firmeninsolvenzen nach Dienstnehmern

Gericht Name Passiva [EUR]
3 S 30/24t PEPCO Austria GmbH
1100 WIEN Gertrude-Fröhlich-Sandner-Str. 2-4
600
14 S 18/24y Brucha Gesellschaft m.b.H.
3451 MICHELHAUSEN Rusterstraße 33
504
71 S 2/24b Windhager Zentralheizung Technik GmbH
5201 SEEKIRCHEN Anton-Windhager-Straße 20
299
14 S 1/24y MGG Herzogenburg GmbH
3130 HERZOGENBURG Gießereistraße 1
200
71 S 3/24z Windhager Zentralheizung GmbH
5201 SEEKIRCHEN Anton-Windhager-Straße 20
145

Die Branche mit den meisten Insolvenzen im 1. Quartal 2024 war knapp der Handel (275), gefolgt vom Bau (273) und der Gastronomie (180).

Wöchentlich wurden heuer über das Vermögen von 84 Unternehmen in Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.

SIGNA Insolvenzen

Die „Holding“, die „Development“ und die „Prime“ wurden als „Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung“ eröffnet.

Von den 7 im letzten Quartal 2023 eröffneten Insolvenzen aus dem SIGNA Konzern wurden zwischenzeitig in den Verfahren der SIGNA Prime Selection AG und SIGNA Development Selection AG Treuhandsanierungspläne angenommen, wobei die Voraussetzungen für eine gerichtliche Bestätigung erst zu schaffen sind.

anerkannt angemeldet lt. Schuldner
SIGNA Prime Selection AG  5,853 Mrd.  13,096 Mrd. 4,533 Mrd.
SIGNA Development Selection AG  1,472 Mrd.  2,291 Mrd. 0,870 Mrd.
SIGNA Holding GmbH  0,322 Mrd.  7,946 Mrd. 5,000 Mrd.

Bei der SIGNA Holding GmbH hat man die Eigenverwaltung zurückgelegt und die Abstimmungstagsatzung wurde auf den 29.04.2024 verlegt.

Auch im heurigen Jahr führten die Insolvenzen rund um den SIGNA Konzern zu historisch einzigartigen Werten. Es handelt sich dabei um nachstehende Unternehmungen:

anerkannt angemeldet lt. Schuldner
Familie Benko Privatstiftung offen offen 854.1900.000,-
Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH  174.317.000,-  339.418.000,- 277.000.000,-
SIGNA Real Estate Management GmbH  1.307.000,-  62.142.000,- 60.000.000,-
SIGNA SFS Austria GmbH 737.000,- 5.687.000,- 23.300.000,-
SIGNA Hospitality GmbH 121.000,- 610.000,- 573.000,-
SIGNA REM Transactions GmbH 558.000,- 4.884.000,- 4.700.000,-

In unserer Statistik haben wir vorerst das Einzelunternehmen Rene Benko ausgeklammert. Bekanntlich wurde das Verfahren wegen offener Abgaben­verbindlichkeiten von EUR 1,7 Mio. eröffnet. Tatsächlich wird jedoch abzuwarten sein, in welcher Höhe Ansprüche auf Grund der Rolle von Rene Benko gegen ihn geltend gemacht werden.

Aufhebungen Firmeninsolvenzen

 Mit unserer Presseaussendung vom 27.03.2024 haben wir Ihnen die Aufhebungsformen von Firmeninsolvenzen sowie die Durchschnittsquoten der Sanierungspläne und der Verteilungen bekannt gegeben.

So wurden heuer in 25,23 % der aufgehobenen Verfahren Sanierungspläne mit den Gläubigern abgeschlossen, bei denen der Mittelwert 42,30 % und der Medianwert 25 % der Sanierungsplanquoten betragen hat.

In 33,92 % der Insolvenzaufhebungen kam es zu Verteilungen, bei denen der Mittelwert der Verteilungsquote 15,38 % betragen hat.

Ausblick Firmeninsolvenzen

Nach den Wirtschaftsprognosen und unserer Einschätzung werden sowohl die negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die Entwicklung der letzten Monate die überproportionalen Insolvenzeröffnungen prolongieren, so dass uns das Jahr 2024 einen Höchstwert an Firmeninsolvenzverfahren bescheren wird.

Die eröffneten Firmeninsolvenzen werden im heurigen Jahr 2024 die 4.000er Marke überschreiten, einschließlich der Insolvenzabweisungen mangels Masse rechnen wir jedoch mit circa 7.000 Gesamtfirmeninsolvenzen.

Privatinsolvenzen

Am Privatkonkurssektor haben sich die Insolvenzen im 1.Quartal 2024 wie folgt entwickelt:

1. Quartal 2024  2023 +/-
Eröffnete Verfahren 2.335 2.173 + 7,46 %
Abgewiesen mangels Kostendeckung 242 205 + 18,05 %
Privatinsolvenzen gesamt 2.577  2.378 + 8,37 %

Österreichweit haben die eröffneten Privatinsolvenzen im 1.Quartal 2024 um 7,46 % von 2.173 auf 2.335 Schuldenregulierungsverfahren zugenommen.

Österreichweit nähert man sich bei einer zu erwartenden konstanten Entwicklung den Zahlen der Rekordjahre 2018 mit 10.058 Eröffnungen im Gesamtjahr und 2019 mit 9.497 Eröffnungen, ebenfalls im Gesamtjahr.

Mit Ausnahme des Burgenlands haben in sämtlichen Bundesländern die eröffneten Privatinsolvenzen zugenommen. Die größte Zuwachsrate gab es in der Steiermark (+16,46 %), gefolgt von Salzburg (+9,57 %) und von Vorarlberg (+9,35 %), wie nachstehende Tabelle und Grafik zeigen:

Eröffnete Privatinsolvenzen

1. Quartal 2024 2023 +/-
Wien  785  732 + 7,24 %
Niederösterreich  322  298 + 8,05 %
Oberösterreich  341  319 + 6,90 %
Salzburg  103  94 + 9,57 %
Tirol  183  169 + 8,28 %
Vorarlberg  117  107 + 9,35 %
Burgenland  34  47 – 27,66 %
Steiermark  276  237 + 16,46 %
Kärnten  174  170 + 2,35 %
Gesamt 2.335 2.173 + 7,46 %

Die 2.335 eröffneten Verfahren beinhalten 84 Gesamtvollstreckungsverfahren.

Wöchentlich wurden im 1.Quartal 2024 in Österreich über das Vermögen von 180 Privatpersonen Insolvenzverfahren eröffnet.

Privatinsolvenz – Verschuldung

Die Gesamtverbindlichkeiten der eröffneten Privatkonkurse haben im 1. Quartal 2024 EUR 238,77 Mio. betragen.

Es errechnet sich daher eine Durchschnittsverschuldung von EUR 102.200,-.

Nach Bundesländern aufgeschlüsselt stellt sich die Durchschnittsverschuldung der eröffneten Privatkonkurse wie folgt dar:

Mit zunehmendem Alter steigt auch die Durchschnittsverschuldung, wie die nachstehende Übersicht nach Altersgruppen zeigt:

Eröffnungen Passiva Durchschnitt
Gesamt
Total 2.335 (2.173) 238.769.000,- 102.200,-
Männer 1.459 (1.300) 177.637.000,- 121.700,-
Frauen  876 (873) 61.132.000,- 69.700,-
bis 24 Jahre
Total  40 (45) 1.622.000,- 40.500,-
Männer  23 (18) 958.000,- 41.600,-
Frauen  17 (27) 664.000,- 39.000,-
25 – 39 Jahre
Total  766 (735) 50.366.000,- 65.700,-
Männer  480 (450) 31.552.000,- 65.700,-
Frauen  286 (285) 18.814.000,- 65.700,-
40 – 59 Jahre
Total 1.211 (1.076) 142.511.000,- 117.600,-
Männer  740 (633) 107.332.000,- 145.000,-
Frauen  471 (443) 35.179.000,- 74.600,-
60+ Jahre
Total  318 (317) 44.270.000,- 139.200,-
Männer  216 (199) 37.795.000,- 174.900,-
Frauen  102 (118) 6.475.000,- 63.400,-

Die Zahlen in Klammern sind die Vorjahreswerte.

Die meisten eröffneten Insolvenzfälle (1.211) wurden in der Alterskategorie der 40 bis 59-jährigen Schuldner verzeichnet.

Aufhebungen Privatinsolvenzen

Bereits mit unserer Presseaussendung vom 27.03.2024 haben wir Ihnen die Aufhebungsformen von Privatinsolvenzen und die Durchschnittsquoten der angenommenen Zahlungspläne dargestellt. So wurden heuer in mehr als zwei Drittel (67,26 %) der Privatkonkurse mit den Gläubigern Zahlungspläne abgeschlossen. Der Mittelwert der abgeschlossenen Zahlungsplanquote hat 27,42 % betragen und der Medianwert 17 %.

30,49 % der aufgehobenen Privatkonkurse endete heuer mit der Einleitung eines Abschöpfungsverfahrens.

Ausblick Privatinsolvenzen

Weiterhin werden im Bereich der Privatinsolvenzen die Teuerungswelle sowie steigende Zins- und Kreditkosten zu einer Verschiebung der Insolvenzursachen führen.

Seit Einführung der Privatinsolvenz im Jahr 1995 kam es in den Jahren 2018 (10.058) und 2019 (9.497) zu den meisten Eröffnungen von Privatkonkursverfahren. Wir werden uns heuer diesen Rekordjahren nähern und der AKV rechnet damit, dass im Jahr 2024 über das Vermögen von ca. 9.400 Privatpersonen ein Schuldenregulierungsverfahren eröffnet werden wird.

Bei Veröffentlichung wird um Quellenangabe gebeten.

Rückfragenhinweis

Mag. Franz Blantz Dr. Cornelia Wesenauer
Leiter Insolvenzbereich Pressesprecherin
Tel.: 05 04 100 – 8000 Tel.: 05 04 100 – 1193