Insolvenzsache
Bekanntlich wurden am 29.11.2024 über die Vermögen der KTM AG und deren beiden Tochtergesellschaften KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH und KTM Components GmbH jeweils Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet.
Heute fanden am Landesgericht Ried im Innkreis die allgemeinen Prüfungstagsatzungen statt.
Nach Abschluss der Tagsatzung im Verfahren der KTM AG gibt der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) bekannt:
Allgemein:
In der Prüfungstagsatzung wird der aktuelle Stand der angemeldeten Forderungen bekannt gegeben. Weiters haben Insolvenzverwalter und Insolvenzschuldner eine Erklärung über alle bisher angemeldeten Forderungen abzugeben, diese sind entweder anzuerkennen oder zu bestreiten.
Zu den einzelnen Verfahren ist wie folgt auszuführen
KTM AG
Forderungsanmeldungen
Bislang liegen 3.534 Forderungsanmeldungen vor, nämlich 2.347 Anmeldungen der Dienstnehmer und 1.187 Anmeldungen der übrigen Insolvenzgläubiger.
Das angemeldete Forderungsvolumen beträgt:
Angemeldete Forderungen der übrigen Insolvenzgläubiger EUR 2.172.626.058,36
Angemeldete Forderungen der Dienstnehmer: EUR 12.718.555,48
Insgesamt: EUR 2.185.344.613,84
Bislang wurden Forderungen in der Höhe von EUR 1.665.985.681,24 anerkannt.
Es ist mit zahlreichen nachträglichen Forderungsanmeldungen zu rechnen. So sind in den Anmeldungen noch keine Beendigungsansprüche der gekündigten/ausgetretenen Dienstnehmer enthalten und zudem werden laufend noch Forderungsanmeldungen bei Gericht eingebracht, welche gesondert in einer weiteren besonderen Prüfungstagsatzung behandelt werden. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich die angemeldeten Forderungen im Verfahren noch erhöhen werden.
Vorerst bestritten sind die „Intercompany“-Forderungen unter den Aspekten des Eigenkapitalersatzes und möglicher Anfechtungen. Diese Themenkomplexe werden unter Beiziehung von Sachverständigen eingehend geprüft, nachdem es seit 01.01.2023 zur Finanzierung des laufenden (verlustbringenden) Geschäfts und des hohen Liquiditätsbedarfs zu einem beträchtlichen Anstieg der konzerninternen Forderungen und Verrechnungen gekommen ist. Der Sanierungsverwalter ist daher derzeit damit beschäftigt, die konzerninternen Finanzierungen zu analysieren.
Vorläufig bestritten sind vor allem auch (bedingt) angemeldete Schadenersatzforderungen von Gläubigern für den Fall eines Nichteintritts in laufende Verträge. Da die Produktionspläne derzeit überarbeitet werden, liegen oftmals noch keine Erklärungen des Sanierungsverwalters bzw. des schuldnerischen Unternehmens zu Vertragseintritten oder Vertragsrücktritten vor. Im Falle von Vertragsrücktritten würden die angemeldeten Schadenersatzforderungen schlagend werden.
Vorläufig bestritten sind auch die Forderungsanmeldungen von Gläubigern, welche Aussonderungsrechte geltend gemacht haben, da sie Eigentumsvorbehalte vorbringen. Es handelt sich um ein Forderungsvolumen von circa EUR 200 Mio. Diesbezüglich prüft der Sanierungsverwalter, ob diese Aussonderungsrechte bzw. Eigentumsvorbehalte rechtswirksam vereinbart wurden.
Dienstnehmer
Der Mitarbeiterstand hat sich seit der Insolvenzeröffnung reduziert. Von ursprünglich 2.477 Arbeitnehmern sind derzeit noch 1.991 aktiv beschäftigt, nachdem es zu mehreren Kündigungswellen und Austritten gekommen ist.
Zudem wurden 100 Leiharbeiter seit Insolvenzeröffnung abgebaut.
Des Weiteren wurden 3 Vorstandsverträge mit Zustimmung des Sanierungsverwalters gekündigt.
Fortführung / Liquidität
Bekanntlich ist derzeit die Produktion stillgelegt. Die „Fortführung“, vor allem die Entgeltfortzahlung der großteils dienstfrei gestellten Belegschaft in Kurzarbeit, wird daher über vorhandene Aktiva finanziert. Zur Sicherung der Liquidität war es daher notwendig, die Immobilientransaktion der PIERER IMMOREAL GmbH rückabzuwickeln. Weitere Zuflüsse erfolgen über die Vertriebstöchter. Vor allem auf Ebene der Vertriebstöchter ist man bemüht, eine endgültige Einigung mit den dort finanzierenden Instituten zu erzielen, um längerfristig Liquidität zu sichern.
Nach einem validierten Fortführungsfinanzplan soll die Insolvenzmasse über ausreichend liquide Mittel bis zur KW 08/2025 verfügen. Bis dorthin hofft man auch mit potenziellen Investoren eine Einigung erzielen zu können, weil nach derzeitigem Verfahrensstand eine Finanzierung der Sanierungsplanquoten nur über einen Investor plausibel erscheint.
Investoren
Trotz des Produktionsstopps erfolgt eine „Fortführung“, da nur eine „lebende“ KTM-Gruppe einen Investoreneinstieg ermöglicht.
Parallel wurde daher von der KTM-Mutter PIERER Mobility AG die Citygroup Global Markets Europe AG („Citibank“) beauftragt, eine Investorenlösung herbeizuführen. Dieser Prozess ist am Laufen und insgesamt nehmen 23 potenzielle Investoren daran teil. Es soll sich sowohl um strategische Investoren als auch um Finanzinvestoren handeln.
Weitere Überprüfungen
Zahlreiche eingeleitete Überprüfungen konnten im Hinblick auf die Dimension der Verfahren noch nicht abgeschlossen werden.
Dies betrifft die Angemessenheitsprüfung eines Sanierungsplans, die Prüfung der Ursachen der Insolvenz und des Vermögensverfalls sowie möglicher Haftungen oder Anfechtungen. Zudem wurde eine Schätzung des beweglichen Vermögens in Auftrag gegeben.
Der Sanierungsplan sieht weiterhin das gesetzliche Mindestanbot von 30%, zahlbar binnen 2 Jahren, vor.
Die Sanierungsplantagsatzung ist auf Dienstag, den 25.02.2025, anberaumt und es bleibt abzuwarten, ob bis dahin ein konkretes Anbot ausgehandelt werden kann.
KTM Components GmbH
In diesem Verfahren liegen bislang 739 Forderungsanmeldungen vor, davon 478 von Dienstnehmern.
Angemeldet wurden Insolvenzforderungen in der Höhe von EUR 80.971.072,08, wovon vorerst Forderungen in der Höhe von EUR 48.886.627,97 anerkannt wurden.
Bei den bestrittenen Forderungen in der Höhe von circa EUR 32 Mio. ist dieselbe Konstellation wie bei der KTM AG gegeben. Die Bestreitungen betreffen daher die „Intercompany“-Forderungen in der Höhe von EUR 21,9 Mio., mögliche Schadenersatzansprüche infolge Nichteintritts in Verträge und Schätzungen des Finanzamtes und der ÖGK.
Auch in diesem Verfahren ist mit zahlreichen nachträglichen Forderungsanmeldungen zu rechnen, insbesondere fehlen noch die Anmeldungen über Beendigungsansprüche der Dienstnehmer.
Die Gesellschaft beschäftigte bei Insolvenzeröffnung 478 Arbeitnehmer. Im laufenden Verfahren wurden 97 Arbeitnehmer gekündigt bzw. sind diese ausgetreten.
Ein Großteil der Arbeitnehmer ist freigestellt, da derzeit keine Produktion stattfindet. Der Finanzplan wird eingehalten und die Liquidität sowie „Fortführung“ wird mit der KTM AG abgestimmt, welche als Hauptkunde die Liquidität zuführt.
Auch in diesem Verfahren ist die Sanierungsplantagsatzung auf den 25.02.2025 anberaumt. Die Erfüllung eines Sanierungsplans wird von einem Einstieg eines Investors in die KTM-Gruppe abhängen.
Die obenstehenden Zahlen beziehen sich auf uns gestern zur Verfügung gestellte Unterlagen und können sich in der heutigen Tagsatzung noch geringfügig ändern, da diese erst um 13:00 Uhr stattfindet.
KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH
In diesem Verfahren liegen bislang 1.162 Forderungsanmeldungen vor, davon 772 von Dienstnehmern.
Angemeldet wurden Insolvenzforderungen in der Höhe von EUR 111.935.523,75, wovon vorerst Forderungen in der Höhe von EUR 41.409.918,79 anerkannt wurden.
Bei den bestrittenen Forderungen in der Höhe von circa EUR 70,5 Mio. ist dieselbe Konstellation wie bei der KTM AG und der KTM Components GmbH („Intercompany“-Forderungen, Schadenersatzansprüche etc.) gegeben.
Auch in diesem Verfahren ist mit nachträglichen Forderungsanmeldungen zu rechnen.
In der Gesellschaft sind aktuell 550 Arbeitnehmer beschäftigt. Anfang Jänner 2025 gab es in Summe 146 Kündigungen.
Auch in diesem Verfahren ist die Fortführung von der Bereitstellung der Liquidität über die KTM AG abhängig.
Die Sanierungsplantagsatzung ist ebenfalls auf den 25.02.2025 anberaumt und ist die Erfüllung eines Sanierungsplans von einem Einstieg eines Investors in die KTM-Gruppe abhängig.
Die obenstehenden Zahlen beziehen sich auf uns gestern zur Verfügung gestellte Unterlagen und können sich in der heutigen Tagsatzung noch geringfügig ändern, da diese erst um 14:30 Uhr stattfindet.
Bei Veröffentlichung wird um Quellenangabe gebeten.
Rückfragenhinweis
AKV EUROPA
Alpenländischer Kreditorenverband
Pressesprecherin/ Mitglied der Geschäftsleitung
Dr. Cornelia Wesenauer
05 04 100 1193
0676/ 433 92 57
Bereichsleitung Insolvenz/ Mitglied der Geschäftsleitung
Mag. Franz Blantz
05 04 100 8180
0664/ 845 92 07
Geschäftsstellenleitung Linz
Mag. Daniel Nobis, LL.B.
05 04 100 4170
0676/ 400 25 99